Seite 10 (Frühling 2010) 

GUTES FÜR WENIG GELD -

DAS 1. REINICKENDORFER SOZIALKAUFHAUS

 Sozialkaufhaus in Reinickendorf

Na, meine Beste, wie geht's uns heute?" Die Dame im Webpelz begrüßt Frau Schumacher wie eine gute Bekannte: Frau Schumacher kann nicht klagen, denn Kunden wie diese sind es, die ihr bestätigen, mit dem neuen Konzept eines Sozialkaufhauses die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Denn die Einrichtung, die vom Verein „Ra­bauke e.V." im November letzten Jahres in der Hausotterstraße eröffnet wurde, hat wenig gemein mit den Vorstellungen über dunkle, muffige Hinterhofbutzen, in die sich Kunden wie die von Frau Schumacher wohl nur ungern wagen würden. „Sie sehen ja selbst, wie das hier aussieht: alles hell, alles tiptop gepflegt und die jungen Leute sind immer freundlich."

Die jungen Leute: das sind, neben Frau Schu­machers Tochter Katja, Sascha Mitschke und Stefan Valentin, die mit Kerstin Köppen den Vorstand von Rabauke e.V. bilden. „Gutes für wenig Geld, das war von Beginn an unser Motto", bestätigt Sascha Mitschke, „und wir waren überrascht, nicht nur von der Spen­denbereitschaft der Menschen, sondern auch von der Qualität der Ware." Denn die kamen seit dem Eröffunungstag reichlich: Spender aus der ganzen Stadt sind auf die Idee der Reinickendorfer Rabauken aufmerksam ge­worden, mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Kleiderspenden Ferienfreizeiten für Kin­der und Jugendliche zu finanzieren.

Auch deswegen verzichtet man bei Rabau­ke darauf, sich die Bedürftigkeit der Kunden amtlich bestätigen zu lassen: „Wir als kleiner Träger haben keinen Verwaltungsapparat zu unterhalten, müssen unsere Angebote aber zum überwiegenden Teil selbst finanzieren. Daher sind wir auch auf die Menschen ange­wiesen, die zu uns in den Laden kommen." Und Stefan Valentin ergänzt: „Wir vermitteln unseren Kunden, dass unsere Arbeit ohne ihre Einkäufe nicht möglich wäre. Und so werden die Menschen bei uns auch behandelt."

In den vergangenen beiden Jahren stellte der Verein ein halbes Dutzend der Ferienfreizei­ten auf die Beine, bei der bis zu fünfzig Kinder eine Woche unter einem jeweils wechselnden Motto verbringen konnten. So konn­ten sie bei der „1. Reinicken­dorfer Kinderolympiade" auf Medaillenjagd gehen oder unter kundiger Be­gleitung den Lebensbedingungen des Mittel­alters beim „Ritterspektakel" nachspüren. Für den kommenden Sommer ist in Zusammenar­beit mit einem Paddelverein eine Woche am Tegeler See geplant.

Für Frau Schumachers Kundin ist die Zukunft des Vereins ohnehin keine Frage: „Wenn diese jungen Leute weiter so machen, dann wird es für die Familien in der Umgebung ein echter Segen sein." Spricht's und ist mit ihrem heu­tigen Fundstück in der kalten Berliner Luft verschwunden.

 

Rita Vieth